Veröffentlicht von       Andrés Riera

Kein Dashboard ohne Self-Service: Interview Matthias Herkommer, Qlik

Beim Thema «Die vernetzte Welt der Daten: Dashboard erleben neu gedacht» wird die klassische Datenanalyse mit ihren Kennzahlen und Diagrammen zu einem interaktiven und für jeden persönlich erkundbaren Dashboard innerhalb eines daten-basierten Ökosystems. In vielen Service- und Beratungskategorien soll ein Business-Intelligence-Dashboard erst abheben können, wenn es den Software-Anbietern gelingt, tatsächlich den Nerv der AnwenderInnen zu treffen. Matthias Herkommer, Director Pre-Sales DACH von Qlik, erläutert im Interview, wie ein Software-Unternehmen mit diesem Wandel hin zu neu gedachten Dashboards umgehen kann.

>> Für Software- und IT-Unternehmen steht die Vernetzung von Daten seit jeher im Zentrum der Geschäftstätigkeit. Durch den Megatrend Digitalisierung und die Verbreitung von Business Intelligence erhalten Dashboards weiteren Antrieb. Welche Anwendungsszenarien stehen bei Qlik gegenwärtig im Fokus?

Matthias Herkommer:

Bei Qlik ordnet man den Business-Intelligence-Reifegrad klassisch nach drei Generationen: First, Second und Third Generation.

Bei der ersten Generation war die BI rein zentralistisch und reporting-basiert. In den späten 90er Jahren kam dann die zweite Generation mit den ersten Self-Service Tools und schnell aufbaubaren Dashboards. Unter anderem auch QlikView – damals noch weitgehend als Desktop-Version, dann zunehmend Server- und Self-Service-basiert. Diese zweite Generation war die Gegenbewegung zu den zentralistischen Anfängen. Und Generation drei bringt das Ganze unter einer gewissen Governance zusammen.


Die Anwendungsszenarien liegen sehr stark bei Dashboards. Dashboards, die immer interaktiver und immer plattformunabhängiger werden – also rein webbasiert, aus der Cloud heraus betrieben werden. Das sind technische, nicht-funktionale Aspekte, die der Kundin und dem Kunden helfen, eine möglichst kostengünstige BI-Landschaft aufzubauen – wobei Dashboards eine starke Rolle spielen. Zudem kann man per «Drag and Drop» über ein vorgegebenes Angebot an Charts und vordefinierbaren Kennzahlen leicht eigene Dashboards generieren, um beliebige Daten zur Laufzeit zu analysieren und Prognosen zu stellen.

 

Qlik nutzt künstliche Intelligenz zur Unterstützung von Dashboards und nennt das Augmented Intelligence. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass die Verbindung von menschlicher und künstlicher Intelligenz in Dashboards neuartige Analysemöglichkeiten schafft. Man startet dabei nicht mehr unbedingt mit dem Dashboard, sondern kann bspw. über Conversational Analytics eine Frage stellen: Wie entwickeln sich unsere Umsätze heute in der Schweiz? Die Antwort bekommt man direkt auf Basis des Datenmodelles per Ausgabe des Insight Advisor Chats. Dieser Trend geht weit über Dashboard hinaus, ist aber mittlerweile fast schon Standard.

 

>> Nutzen auch mittelständische Firmen diese Zusatzfunktionen? Spüren Sie den Mehrwert und den Komfort bei der Datenauswertung? Steigt das Interesse auch im Geschäftskundenbereich?

Matthias Herkommer:

Das Interesse steigt auf jeden Fall. Gute Zusatzfunktionen werden mehr und mehr zum Aufhänger, um die Interessierten zu überzeugen. Man erbringt damit den Beweis, eine zeitgemässe und moderne Plattform anzubieten. Die Häufigkeit der Nutzung steht noch im Schatten des klassischen Dashboards. Es kommt jedoch sehr auf den Use Case an und auf die Komplexität der Analyse.

 

Die Frage: 'Was sind unsere Umsätze heute? Wie sieht unsere Gewinnmarge aus im aktuellen Monat?' kann einfach gestellt und leicht beantworten werden. In typischen Real-Life-Szenarios sind die Use Cases dann jedoch komplexer. Zum Glück – denn sonst würde wahrscheinlich auch keine Business Intelligence gebraucht. Neben einfachen Use Cases gibt es also die Lighthouse-Projekte.

 

Vermutlich klickt die Mehrheit beim Öffnen einer App auf das entsprechende Icon und fragt dafür nicht bei der Google-Assistenz nach. Die neue Generation macht es vielleicht schon ganz anders und nutzt hauptsächlich die Spracheingabe. Die vorhin aufgezählten neuen Features, werden immer besser, immer attraktiver. Sie können immer mehr leisten und werden dementsprechend auch beliebter – zumindest bei den kommenden Generationen.

 

Vielleicht kommt ein ganz neuer Umbruch – Stichwort Metaverse – und Dashboards werden in zehn Jahren per Virtual Reality zu Rate gezogen. Dort spricht man vielleicht nicht mehr über Dashboards, aber der Grundgedanke zur Nutzung als Analyseinstrument wird bleiben.

 

>> Mit dem Self-Service-Konzept ermöglicht man seinen Kundinnen und Kunden, selbstständig unterschiedlichste Analysen in einem Dashboard zu personalisieren. Welchen Platz nimmt Self-Service in der Welt von Business Intelligence gegenwärtig und zukünftig ein?

Matthias Herkommer:

Das ist ein Aspekt, den es schon seit der zweiten Generation von BI gibt und bei dem Qlik stark mit seinem ersten grossen Produkt QlikView mitgespielt hat. Self-Service nimmt tatsächlich einen sehr grossen Stellenwert ein. Bei einem Grossteil der Projekte von Qliks Kundinnen und Kunden sieht man, dass ein hoher Grad an Self-Service beansprucht wird. Über einen zentral vorgegeben Rahmen und Einstiegs-Einblicke entwickelt man ein individuelles Dashboard hin zu High-Level- und Detail-Ansichten.

 

Die Definition einer semantischen Schicht von vorerfassten und wieder verwendbaren Kennzahlen, Dimensionen, Visualisierungen und unterschiedliche Startansichten macht es möglich, auf der Basis von Self-Service ganz einfach abteilungsspezifische und individuelle Charts bis hin zu komplett eigenen Dashboards zu erstellen.

Bei Vergabe der entsprechenden Rechte können die Dashboards in einem Community-Bereich publiziert werden. Dieses Qlik-Konzept organisiert alles zentral und sorgt für eine durchdachte Governance mit guter Administration dahinter. Der Bedarf nach Self-Service ist bei jedem Projekt vorhanden. Es gibt kein BI-Projekt mehr, wo der Begriff Self-Service nicht vorkäme.

 

>> Sehen Sie neben weitere integrative Use Cases, die über die reine Zusammenführung von verschiedenen Daten als Kennzahlen und Diagramme sowie deren Visualisierung in Dashboards inklusive Self Service hinausgehen?

Matthias Herkommer:

Was sich Qlik seit Anbeginn auf die Fahne geschrieben hat, ist die Offenheit der Plattform mit der Bereitstellung von APIs, um jede Art von Integration möglichst leicht zu machen – sei es das Einbetten von Analyseobjekten, Charts und Tabellen in externe Plattformen und Web-Portale bis hin zu Web-gehosteten CRM- oder ERP-Systemen.

Umgekehrt können auch externe Inhalte ganz einfach in die Qlik-Analysen und -Dashboards eingebaut werden. Zudem erweitern diverse Extensions Qliks native Chartbibliothek um neue Use Cases. Auch Transport- oder Flugnetze können so sehr ansprechend und interaktiv mit Kennzahlen versehen über GeoMaps im Dashboard dargestellt werden.

 

Im Back End hat Qlik SaaS seit vorletztem Jahr mit der Übernahme von Blender ein Automatisierungsframework und eine Integration Plattform as a Service erhalten. Damit lassen sich Workflow-Integrationen definieren und ausführen, z. B. das Laden eines Scripts. Bestimmte Informationen aus einer Applikation können zudem in beliebigen Kommunikationskanälen oder Kollaborationsplattformen wie z. B. Outlook, Teams, Slack, GitHub usw. eingesetzt werden.

Ganze Charts versendet man so als Report per E-Mail oder Notification. Es ist jedoch noch ein Stück zu gehen, bis Audit Logs und Monitoring wie bei Qlik Client-Managed Servern ebenso in der Cloud erfasst werden. Das folgt als baldiges Feature.

 

>> Das klassische Dashboard, welches über kontextlose Kennzahlen, Tabellen und Diagramme verfügt, sieht sich durch die Verbreitung von Business-Intelligence-Software mit Self-Service-Gedanken einer Transformation gegenüber. Einzelne, unabhängig voneinander bestehende Kennzahlen und Diagramme verschwinden, während Dashboards zunehmend die Beziehung der Daten zueinander thematisieren. Wie nehmen Sie diese Veränderungen wahr? Lassen sich gar gänzlich neue Dashboards schaffen?

Matthias Herkommer:

Ja klar, rein vom Design her wandelt sich ein Dashboard natürlich ständig. Ähnlich wie im Web-Design gibt es Best Practices für Dashboards, wie man die Inhalte strukturiert. Oft werden diese in verschiedene Spalten und Blöcke aufgeteilt. Ebenso gibt es Best Practices, die beschreiben, welche Diagrammtypen und Kennzahlen sich am besten eignen für eine gewisse Auswertung eignen. Das bleibt garantiert, denn das ist State of the Art. Corporate Design und diverse Arten von Styled Sheets gehören bei Dashboards mittlerweile dazu.

 

Vielleicht geht die Zukunft dazu hin, das Ganze noch virtueller zu machen, noch stärker und noch besser auf die neuartigen Endgeräte anzupassen. Über Webtechnologie werden Dashboards für Mobile-Clients mit Responsive Design angeboten.

Letztendlich wird die Webseite für den kleineren Bildschirm geändert und das funktioniert. Zudem wurde das Live-Alerting und Self-Service-Reporting auf Mobile-Clients verbessert. Auch Interaktionen über Notizen, um innerhalb einer App eine Diskussion zu starten, Kommentare zu hinterlegen und mit anderen Nutzern kollaborativ zu interagieren, gehen über das klassische Dashboard hinaus.

 

>> Inwiefern gelingt es Qlik, das individuelle Nutzungsverhalten ihrer Kundinnen und Kunden besser zu verstehen?

Matthias Herkommer:

Bei der Qlik Cloud Plattform wurde eine Funktion implementiert, die bei jeder App angezeigt, wie viele Nutzer in den letzten 30 Tagen darauf zugegriffen haben. Zudem sieht man den Trend, ob es mehr oder weniger Nutzer als im letzten Monat sind. Das ist ein erster Schritt in die Richtung, die beliebteste App zu bauen. Man sieht dabei auf einen Blick, welche App niemanden interessiert und vielleicht von der Plattform entfernt werden kann.

 

Ein weiteres, sehr erstrebenswertes Ziel ist es, standardisierte Feedback-Funktionen in Dashboards einzubauen, sodass die Meinung der Nutzerinnen und Nutzer direkt aufgenommen und an die Applikationsbesitzerinnen und

-besitzer weitergegeben wird.

 

Qlik holt regelmässig Feedback von den Kundinnen und Kunden ein – nicht zuletzt über das Partnernetzwerk, welches sehr viel Input gibt. Die wichtigste Frage dabei ist: Wo fehlen bestimmte Features in Charts oder Objekten? Die Pivot-Tabelle ist ein klassisches Visualisierungsobjekt, in das sehr viel Herzblut fliesst, weil es wahrscheinlich in fast jeder Qlik-Analyse – gerade im Finanzbereich – zum Einsatz kommt. Da wurden über die Jahre sehr viele Funktionen auf Basis des gesammelten Feedbacks integriert. Auf der Gesamtplattform kann sehr gut nachvollzogen werden, was die Nutzerinnen und Nutzer machen. Innerhalb einer Applikation wird es allerdings schwieriger zu sagen, welche Teile des Dashboards nun genau genutzt werden.

 

>> Bedingt durch die kontinuierlich verbesserte Business-Intelligence-Software decken die stetig weiterentwickelten Dashboards und ihre Funktionen die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer immer vielfältiger ab. Der Kundennutzen und die damit verbundene Zufriedenheit sowie Akzeptanz entsteht heute weniger über klassische Darstellungen, sondern vermehrt über andere Faktoren wie Servicevielfalt an sich, Simplicity und Convenience. Wie bedient Qlik mit ihrem Angebot diese Faktoren?

Matthias Herkommer:

Auch wenn Dashboards weiterentwickelt sind, sind es doch nur Dashboards und viele Analysten sprechen von der Ära Beyond Dashboard oder Post Dashboard. Unter Qliks 10 wichtigsten BI-Trends 2022 ist – unabhängig von einzelnen Dashboards – das In-Interaktion-Treten aufgeführt. Langfristig wird die Akzeptanz gestärkt, wenn man Nutzerinnen und Nutzer spielerisch an ein Dashboard und die konkreten Informationen heranführt.

 

Ein anderes gutes Stichwort ist Integration as a Service. Vorlagen aus Qlik Automation bieten Hilfe, um Data- oder Workflow-Integration verfügbar zu machen. Das beinhaltet Simplicity und führt dann zum Begriff No-Code/Low-Code.

Datenintegration war lange Zeit klassisch geprägt von sehr code-lastigen ETL-Werkzeugen. Das war also Experten vorbehalten und hat Analysten abgeschreckt.

 

Mit den Integrations-Produkten Automation, Replicate und Compose setzte man bei Qlik von Anfang an auf Simplicity. Egal ob die Datenquellen On-Premise oder in der Cloud vorliegen –die Datenintegration soll leicht und schnell umsetzbar sein, sodass alle gewünschten Daten für die Dashboards bereit stehen. Bei der Datenaufbereitung und -bereitstellung für Dashboards spielt Simplicity deshalb eine wichtige Rolle.

 

>> Welche weiteren Faktoren spielen für Qlik eine Rolle, um Kunden und deren Bedürfnisse bei Dashboards in den Mittelpunkt zu stellen?

Matthias Herkommer:

Dashboards zeigen mehr als nur Daten. Je mehr Geschichte um ein Analytics-Projekt entsteht und erzählt werden kann, desto spannender und meistens auch wertvoller ist das Ergebnis.

Ein Dashboard soll zum unmittelbaren Erlebnis für den Kunden werden. Gerne lässt Qlik seine Kunden für sich sprechen. Die meisten Qlik-Kunden sind durchaus sehr zufrieden mit der Qlik-Suite. An der Qlik World oder auf der Data Revolution Tour finden sich immer wieder Kunden, die ihre Vorzeigeprojekte vorstellen. Was die Weiterentwicklung der Produkte anbelangt und auch das Bemühen, auf die Kundenbedürfnisse einzugehen, gibt es für verschiedene Produktbereiche zudem Early Access Programms oder Betaprogramme, bei denen dann das Feedback von Kundschaft und Partnernetzwerk gesammelt wird.

 

Vorgaben sollten zudem von den Entwicklerinnen und Entwickler selbst kommen. Auf dem ersten Arbeitsblatt kann man ein kleines Tutorial mit Text und Screenshots anbieten. Notizen in Form einer Betriebsanleitung, bei der sich Fragen stellen lässt, sind ebenfalls für jede App sinnvoll. Das hat sich bewährt und macht den Einstieg viel leichter. Je mehr unterschiedliche Personen auf eine Applikation zugreifen, desto mehr grundlegende Erklärungen und Verweise auf Tutorials gehören dazu, um die Akzeptanz zu steigern.

 

>> Dashboards sollen als Erlebnis wahrgenommen werden. Während für den klassischen Business Analyst die nicht-aggregierten Daten im Vordergrund stehen, sorgen Interaktion und Exploration der Daten zukünftig für ein vollständigeres Bild. Wie geht Qlik dieses Thema an? Was kann dies mit sich bringen?

Matthias Herkommer:

Qlik hat in den vergangenen Jahren viele Projekte mit einer tollen Data Experience an den Gross-Events gezeigt. Ein häufig zitiertes und vorgestelltes Projekt ist bei der Deutschen Bahn entstanden: Da gibt es diesen Digital Situation Room, in dem mit Integrationen in Mashups ein grafisch und optisch sehr ansprechendes Analyse-Dashboard mit massgeschneiderten Visualisierungsobjekten geschaffen wurde – für den Vorstand bis hin zu einzelnen Mitarbeitern. Dort lassen sich alle möglichen Qualitätskennzahlen bei der Bahn verfolgen, angefangen von der Pünktlichkeit bis zur Zufriedenheit der Passagiere. Geschätzte 300‘000 Bahnmitarbeiter sind User dieses omnipräsenten Dashboards.


Der Trend geht Richtung Interaktion und Design. Ob jetzt native Qlik Sense-Charts oder importierte Extensions, die sich ein- und ausblenden oder animieren lassen und damit weit über die Standardoptik von Qlik hinausgehen – all das ist mit vertretbarem Aufwand realisierbar. Über Demo-Show Cases wie Gebäudepläne oder Werkhallen-Visualisierungen mithilfe von skalierbaren Vektorgrafiken schafft man ein Bewusstsein für flexible und funktionale Effekte.

 

Qlik steht im Vergleich zur Konkurrenz an einem guten Punkt, was Out-of-the-Box Ansätze betrifft. Der Trend ist ganz klar: Dashboards mit erlebnisreichen Visualisierungen und optischen Highlights im Sinn von Data Experience überzeugen. Kunden wollen solche Hingucker sehen.

 

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Andrés Riera

Andrés Riera

Andrés Riera leitet als Betriebsökonom Controlling für Sie die relevanten Daten her. Mit seinen BI-Applikationen erweitert er die Möglichkeiten unserer Kunden als Entscheidungsträger. Fragestellungen betreffend Marktanalysen, Vertriebsoptimierung und Geomapping interessieren ihn besonders. Vom ersten Kontakt an begleitet er unsere Auftraggeber, denn eine starke Beziehung bedeutet auch starken Support.

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